Definition, Risiken und Bedeutung für Werbetreibende
Was ist Ad Hijacking?
Ad Hijacking bezeichnet eine Form des Betrugs im Online-Marketing, bei der Dritte – häufig betrügerische Affiliates oder nicht autorisierte Werbepartner – Werbeanzeigen im Namen eines Unternehmens schalten, ohne dessen Zustimmung.
Dadurch kapern sie praktisch die Markenidentität eines Unternehmens, um Klicks, Provisionen oder Traffic abzugreifen, die ihnen nicht zustehen.
Der Begriff setzt sich zusammen aus „Ad“ (Anzeige) und „Hijacking“ (Entführung) und beschreibt damit sehr treffend:
Die Werbung wird gewissermaßen „entführt“.
Wie funktioniert Ad Hijacking?
Bei dieser Betrugsmethode imitieren Angreifer echte Werbeanzeigen eines Unternehmens, indem sie:
- Anzeigen mit dem Markennamen schalten,
- Layout, Texte oder Keywords der echten Anzeigen kopieren,
- eigene Links hinterlegen, die auf Affiliate-Tracking gehen,
- Nutzer so täuschen, dass diese glauben, auf eine offizielle Anzeige zu klicken.
Typischer Ablauf:
- Der Hijacker schaltet Anzeigen auf Marken-Keywords eines Unternehmens.
- Nutzer klicken auf diese Anzeigen und landen (oft) auf der echten Seite.
- Durch das Affiliate-Tracking erhält der Hijacker jedoch eine Provision – obwohl er keinen echten Mehrwert liefert.
Das Unternehmen zahlt also Provisionen für Traffic, den es ohnehin bekommen hätte.
Warum ist Ad Hijacking problematisch?
Ad Hijacking verursacht vielfältige Schäden:
1. Finanzieller Schaden
Unternehmen zahlen unnötige Werbekosten oder Affiliate-Provisionen, obwohl die Nutzer ohnehin aus organischen oder Markenkanälen gekommen wären.
2. Keyword-Preise steigen künstlich
Hijacker bieten auf Markenbegriffe und treiben damit die Klickpreise in die Höhe – zum Nachteil der echten Kampagnen.
3. Verlust der Markenhoheit
Gefälschte Anzeigen können irreführende Botschaften oder schlechte Nutzererfahrungen erzeugen.
4. Verzerrte Tracking-Daten
Marketingdaten werden verfälscht, was die Optimierung erschwert und Kampagnen fehlerhaft erscheinen lässt.
5. Reputationsrisiken
Schlechte Landingpages oder Weiterleitungen wirken unseriös – und werden dennoch mit der Marke in Verbindung gebracht.
Typische Methoden des Ad Hijackings
Kriminelle oder unerlaubte Affiliates greifen oft zu folgenden Techniken:
- Brand Bidding ohne Genehmigung
- Kopieren von Google-Ads-Anzeigen
- Cloaking – Nutzer sehen die Originalseite, Google aber eine andere
- Weiterleitungen über Tracking-Links
- Automatisierte Tools, die Anzeigen von Unternehmen spiegeln
- Keyword-Sniping bei Markenbegriffen und Tippfehler-Keywords
Diese Vorgehensweisen machen es schwer, den Betrug direkt zu erkennen.
Wie erkennt man Ad Hijacking?
Unternehmen sollten die folgenden Warnsignale prüfen:
- ungewöhnliche Ausschläge bei Affiliate-Provisionen
- Fallanstieg bei Klicks auf Brand-Keywords
- sinkende Performance eigener Google-Ads-Anzeigen
- Anzeigen, die erscheinen, obwohl keine offiziellen Kampagnen laufen
- unklare Referral- oder Tracking-Parameter
Tools wie Monitoring-Software oder Brand-Protection-Dienste helfen bei der Aufdeckung.
Wie kann man Ad Hijacking verhindern?
Unternehmen und Agenturen können verschiedene Maßnahmen ergreifen:
1. Klare Affiliate-Richtlinien
Brand Bidding sollte vertraglich verboten oder streng reguliert sein.
2. Regelmäßige Überwachung
Tools wie:
- BrandVerity
- AdPolice
- PPC Protect
- selbst entwickelte SERP-Scans
erkennen fremde Anzeigen schnell.
3. Keyword-Monitoring
Regelmäßig Marken-Keywords in Suchmaschinen prüfen.
4. Sperren betrügerischer Partner
Auffällige Affiliates oder Publisher sofort aus dem Programm entfernen.
5. Kommunikation mit Affiliate-Netzwerken
Netzwerke wie AWIN, CJ oder TradeDoubler unterstützen aktiv bei der Erkennung und Sperrung.
6. Eigene Marken verteidigen
Durch:
- aktive Brand-Kampagnen
- Nutzung der Marke in eigenen Anzeigen
- Google Ads Schutzmechanismen (z. B. Anzeigenrichtlinien)
Beispiel aus der Praxis
Ein Unternehmen stellt fest, dass seine Brand-Kampagnen plötzlich deutlich teurer werden.
Bei einer Analyse zeigt sich:
Ein Affiliate schaltet identische Google-Ads-Anzeigen auf das Markenkeyword und leitet den Traffic über seinen Affiliate-Link weiter.
Der Affiliate erhält Provision – obwohl der Traffic eigentlich organisch oder gezielt von der Marke selbst gekommen wäre.
Nach einem Ausschluss des Partners sinken die Klickpreise wieder und die Brand-Kampagnen stabilisieren sich.
Fazit
Ad Hijacking ist eine ernsthafte Form von Online-Marketing-Betrug, bei der unerlaubte Dritte Werbeanzeigen einer Marke imitieren, um Provisionen oder Traffic abzuschöpfen. Für Unternehmen bedeutet das finanzielle Verluste, Datenverzerrungen und Risiken für die Markenintegrität.
Mit klaren Regeln, konsequentem Monitoring und enger Zusammenarbeit mit Affiliate-Netzwerken lässt sich Ad Hijacking frühzeitig erkennen und effektiv verhindern.
Für professionelle Markenarbeit, ein sauberes Tracking und effizientes Kampagnenmanagement gehört die Überwachung von Ad Hijacking zu den wichtigsten Schutzmaßnahmen im digitalen Marketing.