Definition, Funktionsweise und Bedeutung im digitalen Werbemarkt
Was ist eine Erstpreisauktion?
Eine Erstpreisauktion (engl. First-Price Auction) ist ein Auktionsverfahren, bei dem der Bieter mit dem höchsten Gebot den Zuschlag erhält – und genau den Preis zahlt, den er geboten hat.
Dieses Modell wird vor allem im Programmatic Advertising, auf Marktplätzen, in digitalen Echtzeitauktionen (RTB) und teilweise auch im E-Commerce und der Beschaffung eingesetzt.
Die Erstpreisauktion ist im digitalen Werbeökosystem besonders relevant, weil sie eine direkte, transparente und wettbewerbsorientierte Preisfindung ermöglicht.
Erstpreisauktion vs. Zweitpreisauktion
Um die Erstpreisauktion zu verstehen, lohnt sich der Vergleich zur Zweitpreisauktion – dem früher dominierenden Modell bei digitalen Anzeigen.
Erstpreisauktion
- Höchstbietender zahlt sein eigenes Gebot
- Preis = eigenes Höchstgebot
- erfordert strategisches Bieten (Bid-Shading)
Zweitpreisauktion
- Höchstbietender zahlt ein Cent mehr als das zweithöchste Gebot
- Preis = nächstniedrigeres Gebot + minimaler Aufpreis
- weniger taktisches Bieten notwendig
Beispiel
Gebote:
- Advertiser A: 7 €
- Advertiser B: 5 €
- Advertiser C: 4 €
Erstpreisauktion:
A gewinnt und zahlt 7 €
Zweitpreisauktion:
A gewinnt und zahlt 5,01 €
Im modernen Programmatic Advertising findet heute überwiegend die Erstpreisauktion statt.
Warum nutzen Plattformen Erstpreisauktionen?
Viele große Plattformen – darunter Google Ad Manager (in bestimmten Setups), Facebook/Meta und zahlreiche SSPs – sind auf Erstpreisauktionen umgestiegen.
Gründe dafür:
- höhere Transparenz
- einfacheres Auktionsmodell (keine versteckten Mechanismen)
- weniger Manipulation durch „soft floors“ oder „floor price shading“
- Einheitlichkeit über verschiedene SSPs hinweg
- mehr Kontrolle für Publisher
- höhere Einnahmen für Publisher (da der tatsächliche Höchstpreis gezahlt wird)
Für Advertiser verändert dies jedoch die Bietstrategie erheblich.
Erstpreisauktionen im Programmatic Advertising
In Echtzeitauktionen (RTB) entscheidet die Erstpreisauktion darüber, welcher Werbetreibende den Anzeigenplatz erhält.
Ablauf:
- Ein Ad Request entsteht (z. B. ein Webseitenbesuch).
- DSPs geben Gebote für diesen Nutzer ab.
- Die SSP führt eine Erstpreisauktion durch.
- Höchstbietender gewinnt und zahlt den exakten Gebotspreis.
Dieser Prozess findet in Millisekunden statt.
Herausforderungen für Advertiser:
- Risiko der Überzahlung
- hoher Bedarf an Bid-Shading-Algorithmen
- komplexes Monitoring und Budgetmanagement
Vorteil für Publisher:
- höhere durchschnittliche CPMs
- stabilere Einnahmen
- weniger der sogenannte „Ad Tech Tax“
Bid Shading – die Antwort auf die Erstpreisauktion
Da Advertiser bei Erstpreisauktionen schnell zu viel zahlen könnten, haben DSPs sogenannte Bid-Shading-Technologien entwickelt.
Bid Shading:
- Algorithmus passt das Gebot so an, dass man geringfügig unter dem möglichen Höchstpreis bietet
- spart Kosten
- reduziert das Risiko der Überzahlung
- aber erhält dennoch die Chance, die Auktion zu gewinnen
Für Advertiser ist Bid Shading heute quasi Standard.
Vor- und Nachteile der Erstpreisauktion
Vorteile für Publisher
- höhere Einnahmen
- transparente Preisbildung
- weniger Arbitrage
- besserer Wettbewerb zwischen Bietern
Vorteile für Advertiser
- transparenteres System
- kalkulierbare Auktionsergebnisse
- bessere Möglichkeiten zur Optimierung (durch Bid Shading)
Nachteile für Advertiser
- potenziell höhere Kosten
- komplexere Strategien erforderlich
- höhere Abhängigkeit von DSP-Algorithmen
Nachteile für Publisher
- Advertiser könnten aggressiver mit Bid Shading agieren
- mögliche kurzfristige Schwankungen im CPM
Wo werden Erstpreisauktionen eingesetzt?
Erstpreisauktionen kommen vor in:
- Programmatic Advertising (Display, Video, Mobile, CTV)
- SSPs & Header Bidding
- Google Ad Manager (teilweise)
- Marktplätzen und B2B-Plattformen
- Procurement-Systemen
- Online-Auktionen (z. B. E-Commerce, Dienstleistungen)
Vor allem durch Header Bidding hat sich die First-Price-Auktion im Werbemarkt durchgesetzt.
Best Practices für Advertiser
- Bid Shading nutzen
- Frequenzkontrolle optimieren
- CPA/ROAS als Optimierungsziel statt CPM verwenden
- Zielgruppen genauer definieren
- Kampagnen regelmäßig analysieren
- Floor Prices der Publisher verstehen
Fazit
Eine Erstpreisauktion ist ein Auktionsmodell, bei dem der Höchstbietende den Zuschlag erhält und exakt sein Gebot zahlt.
Im Programmatic Advertising hat sich dieses Verfahren als Standard etabliert, da es transparenter und publisherfreundlicher ist als frühere Zweitpreisauktionen.
Für Advertiser bedeutet dies jedoch strategische Anpassungen, insbesondere durch Bid Shading und präzise Gebotsoptimierung.
Richtig angewendet bietet das Modell eine faire, nachvollziehbare und marktwirtschaftliche Preisfindung – und bildet damit die Grundlage moderner Echtzeitwerbung.