Digital Immigrant

Definition: Was bedeutet Digital Immigrant?

Ein Digital Immigrant ist eine Person, die nicht in einer digital geprägten Welt aufgewachsen ist, sondern erst später im Leben mit digitalen Technologien in Berührung gekommen ist. Der Begriff beschreibt Menschen, die den Umgang mit Computern, Smartphones, Internet, sozialen Netzwerken oder digitalen Tools nachträglich erlernen mussten – oft im Erwachsenenalter.

Er steht damit im Gegensatz zum Begriff Digital Native, der Personen beschreibt, die von Anfang an mit digitalen Technologien vertraut sind.

Herkunft des Begriffs

Geprägt wurde der Begriff Anfang der 2000er Jahre vom US-amerikanischen Autor Marc Prensky. Er wollte damit die Unterschiede zwischen Generationen im Umgang mit digitalen Medien erklären: Während Digital Natives in die Technologie „hineingeboren“ wurden, mussten Digital Immigrants diese erst später adaptieren – ähnlich wie eine Fremdsprache.

Merkmale eines Digital Immigrant

1. Erlernter Umgang mit Technologie

Digitale Tools und Systeme werden bewusst erlernt – oft strukturiert, schrittweise und weniger intuitiv.

2. Traditionelle Denk- und Arbeitsweisen

Digital Immigrants bevorzugen häufig klassische Kommunikationsformen wie E-Mails, Telefonate oder persönliche Gespräche.

3. Vorsichtiger Umgang mit neuen Trends

Neue digitale Plattformen oder Technologien werden meist mit Zurückhaltung getestet und nicht sofort übernommen.

4. Geringere soziale Medienaffinität

Viele Digital Immigrants nutzen Social Media weniger intensiv oder selektiver als jüngere Generationen.

5. Hoher Lernwille und Anpassungsbereitschaft

Trotz ihrer anderen Ausgangslage sind viele Digital Immigrants motiviert, digitale Kompetenzen zu verbessern – insbesondere im beruflichen Umfeld.

Warum der Begriff im Marketing wichtig ist

1. Zielgruppensegmentierung

Digital Immigrants bilden eine große, kaufkräftige Zielgruppe, die anders angesprochen werden muss als Digital Natives. Sie schätzen:

– klare Botschaften
– seriöse Kommunikation
– ausführliche Informationen
– serviceorientierten Kundensupport

2. Unterschiedliche Customer Journey

Ihre Kaufentscheidungen basieren häufig stärker auf:

– Vergleichsportalen
– klassischen Informationsquellen
– vertrauenswürdigen Reviews
– direkter Beratung

Auch wenn sie online einkaufen, bevorzugen sie oft übersichtliche, gut strukturierte Websites.

3. Content-Strategien

Für Digital Immigrants eignen sich:

– erklärende Blogartikel
– Schritt-für-Schritt-Anleitungen
– E-Mail-Newsletter
– klassische Werbeformen
– weniger schnelle, visuelle Inhalte als bei Digital Natives

4. Relevanz für Employer Branding und HR

Im Arbeitsumfeld benötigen Digital Immigrants häufig:

– verständliche digitale Prozesse
– Schulungen und Support
– klare Strukturen bei Software-Tools

Unternehmen, die hier unterstützen, steigern Zufriedenheit und Produktivität.

Digital Immigrant vs. Digital Native

Digital Immigrants:

– nicht mit digitalen Technologien aufgewachsen
– erlernen den Umgang bewusst
– bevorzugen strukturierte, klare digitale Prozesse
– zeigen vorsichtige Annäherung an neue Trends

Digital Natives:

– digital sozialisiert
– intuitiver Umgang mit technischen Tools
– schnelle Informationsverarbeitung
– hohe Social-Media- und Trendaffinität

Beide Gruppen unterscheiden sich in ihrer Mediennutzung und ihren Erwartungen an digitale Kommunikation.

Kritik am Begriff

Der Begriff wird teilweise kritisch betrachtet:

– Technologiekompetenz hängt nicht nur vom Alter ab
– viele ältere Menschen sind hochgradig digital versiert
– jüngere Menschen sind nicht automatisch kompetent, nur weil sie Tech nutzen
– der Begriff kann Stereotype fördern

Trotzdem dient er als hilfreiches Modell, um generelle Unterschiede im digitalen Verhalten zu verstehen.

Fazit

Digital Immigrants sind Personen, die digitale Technologien erst im Laufe ihres Lebens kennengelernt haben und sich bewusst an die digitale Welt anpassen. Sie bilden eine wichtige Zielgruppe mit eigener Kommunikations- und Nutzungslogik. Wer ihre Bedürfnisse versteht, kann nicht nur im Marketing, sondern auch in Produktentwicklung, Support und interner Kommunikation erfolgreicher agieren. Unternehmen profitieren davon, digitale Angebote klar, verständlich und serviceorientiert zu gestalten – und so eine Brücke zwischen beiden Nutzergruppen zu schlagen.

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